Interview mit Thomas Jent: «Wir wollen den Fans im Frühling ein grosses Geschenk machen»

In den letzten drei Herbstrunden-Spielen war eine Trendwende sichtbar: Unsere erste Mannschaft spielte besser und konnte dies auch in Punkte ummünzen. Nun gilt es hart zu trainieren, um ab März wieder voll angreifen zu können und den Abstieg zu verhindern. Unser neuer Trainer Thomas Jent äussert sich im Gespräch dazu und erklärt, was er verändert hat und wer seine Vorbilder sind.

Thomas, du hast in Zug vor kurzem eine sehr schwierige Aufgabe angetreten. Was hat dich daran gereizt?

Zug 94 ist und bleibt ein Traditionsverein. Vielleicht bin ich in dieser Beziehung etwas sentimental, aber Vereine wie Zug 94 gehören mindestens in die 1. Liga. Und wenn ich hier mit meiner Erfahrung mithelfen kann, damit wir alle gemeinsam den Klassenerhalt schaffen, ist das für mich eine Ehre. Dazu kam, dass mich das Umfeld bereits beim ersten Gespräch komplett von sich und ihrem Weg überzeugen konnte.

Was hat dich am meisten überrascht, als du das erste Mal mit dem Team trainiert hast?

Dass die Mannschaft viel besser ist, als der Tabellenplatz erahnen liess. Auch die Stimmung innerhalb des Teams war top und entsprach in keinster Weise dem Vermuteten.

Die Tabelle lügt also?

Irgendwie schon. Denn die Qualität in der Mannschaft stimmt. Die Spieler sind hungrig und lernbereit. Sie versuchen, meine Vorgaben ohne wenn und aber umzusetzen. Was sich daraus entwickeln kann, war bereits in den letzten drei Spielen der Herbstrunde sichtbar.

Wo hat denn das Team seit deiner Ankunft die grössten Fortschritte gemacht?

Wichtig war vor allem, dass die Spieler den Glauben an sich selbst und die Mannschaft zurückbekamen. Ich habe deshalb versucht, ihnen einen gangbaren Weg aufzuzeigen. Dass dies sofort funktioniert hat und aufgegangen ist, hat den Spielern ihr Selbstvertrauen rasch wieder zurückgebracht.

Auffallend ist die defensive Stabilität.

Ja, wir haben in diesen drei Spielen den Fokus daraufgelegt. Das ist uns sehr gut gelungen. Wenn ich aber die spielerischen Qualitäten der Mannschaft im Training sehe, denke ich, dass wir auch in der Offensive noch viel Potenzial haben,

Auf was legst du in der Vorbereitung auf die Frühlingsrunde besonderen Wert?

Wir haben in der Rückrunde zwölf Endspiele zu spielen. Damit wir diese Strapazen durchhalten können, müssen wir topfit sein. Deshalb wird der Schwerpunkt auf dem Aufbau einer sehr guten Physis liegen. Dazu wollen wir uns aber natürlich auch taktisch verbessern. Die Spieler sollen meine Vorstellungen auf dem Feld umsetzen können.

Ihr beginnt am 11. Januar mit der Vorbereitung. Wie sieht diese aus?

Da wir nicht ins Trainingslager fliegen, haben wir uns dazu entschlossen, vom 14. bis 16. Januar mit dem gesamten Team in ein Berghaus zu fahren. Dort sollen die Grundsteine für die Rückrunde gelegt werden. Ab dem 29. Januar beginnt die Testspielphase und am 6. März startet die Rückrunde mit dem Auswärtsspiel gegen GC U21.

Was erwartest du von deinen Leadern im Team?

Sie müssen, wie alle anderen Spieler übrigens auch, mehr Verantwortung übernehmen, auf und neben dem Platz. Der Klassenerhalt lässt sich nur mit einem hohen Mass an Disziplin bewerkstelligen. Und dies funktioniert nur, wenn jeder Verantwortung übernimmt, für sich und für das Team.

Gibt es ein Lieblingssystem, mit dem du im Frühjahr spielen möchtest?

Nein. Das System ist zweitrangig. Ich spiele gerne einen offensiven, mutigen und attraktiven Fussball. Unser Spiel soll den Spielern und den Zuschauern Freude bereiten. Wie weit wir dies in der Rückrunde angesichts der Tabellensituation spielen können, werden uns die Vorbereitungsspiele zeigen.

Wenn du einen Wunschspieler (Star) engagieren könntest, wen würdest du dann holen und warum?

Kevin de Bruyne. Er ist aktuell für mich der kompletteste Spieler. Er verbindet die Kombination von „einfach“ und „genial“ auf eine absolut beeindruckende Weise.

Und wer ist dein Vorbild als Trainer?

Das wäre wohl eine Mischung aus Pep Guardiola (sein brillantes taktisches Verständnis), Jürgen Klopp (seine unglaubliche Energie), José Mourinho (seine einmalige Selbstwahrnehmung) und Christian Streich (seine erdige Bodenständigkeit und Ehrlichkeit).

Was freut dich nach einem Spiel am meisten, abgesehen von den drei Punkten?

Das können ganz unterschiedliche Dinge sein. Wenn ich z.B. gesehen habe, dass im Spiel unser Plan funktioniert hat. Oder wenn ich nach dem Spiel die glücklichen Gesichter der Spieler und Fans sehe. Aber auch ein kleines Baarer Bier nach gewonnen drei Punkten lässt meine Freude noch etwas grösser werden. Meistens kommt die richtige Freude aber dann erst auf der Heimfahrt, wenn ich den ganzen Tag in aller Ruhe noch einmal Revue passieren lassen kann.

Was wünschst du deinen Spielern und Zug 94 zu Weihnachten?

Zuerst einmal eine gute Gesundheit und viele schöne Stunden mit ihren Familien und Angehörigen. Als Trainer wünsche ich mir, dass die Spieler über diese Zeit diszipliniert bleiben, damit wir im Januar nicht ganz bei null beginnen müssen. Und für Zug 94 habe ich leider noch kein Geschenk. Dafür soll das Geschenk, das wir dem Verein und den Zuschauern machen wollen, Ende Saison umso grösser sein.